Aus der Geschichte der Schwarzwalduhr Teil II |
||
Die Blütezeit Tausende von Beispielen könnte man nennen, die Vielfalt der Uhren und der Erfindergeist der Hersteller war unendlich. Im Verlauf der Entwicklung entstanden Fabriken, Händler wanderten nach England und in andere Länder aus und versuchten oft sehr erfolgreich dort mit Schwarzwalduhren Handel zu treiben. Andere lebten in Armut und kamen nicht mehr in die Heimat zurück. Nahezu
nichts wurde in der Blütezeit zwischen 1800 und 1850 bei der
Herstellung von Schwarzwalduhren unversucht gelassen. Wahre
Kunstwerke mit Bildern, vergoldet oder geschnitzt, entstanden, um
die Märkte auf der ganzen Welt zu erschließen. Noch heute
kann man selbst in St. Petersburg in Russland auf Antiken
Märkten oder in Geschäften Uhren aus dem Schwarzwald
finden. Es wurde
errechnet, das zwischen 1800 und 1850 im Schwarzwald etwa 15
Millionen Uhren hergestellt wurden; das war ein Drittel aller Uhren
in ganz Europa. Nordamerika, Russland, Schweden,
Dänemark, Italien, Türkei und die Schweiz gehörten
zu den Exportländern. Die Hauptabsatzländer aber waren
England und insbesondere Frankreich. Noch heute kommen
Großteile der damals nach Frankreich exportierten Uhren als
Sammlerstücke an den Ort der Herstellung "in den Schwarzwald"
zurück. So ist
auch überliefert, dass Urbanus Hummel die Kaiserin Katharina
II von Russland mit einer schönen Uhr beschenkte und
dafür die Handelserlaubnis für das gesamte russische
Reich bekam. In gleicher Weise reiste
Mathias Faller nach Konstantinopel, schenkte dem Großsultan
eine Spieluhr und erhielt den Freibrief "ohne Steuern" in der
Türkei handeln zu dürfen. Die industrielle Fertigung der Schwarzwalduhren schritt immer weiter voran. Eine neue Technik entstand und es wurden auf den Uhrenschildern ab 1850 auch Abziehbilder oder Lithographien verwendet. Der Versand der Uhren ins in europa und nach Amerika erfolgte in Einzelteilen. Schilder, Werke, Glocken und Pendel wurden getrennt zum Versand gebracht und gleichzeitig waren bis nach 1900 die Uhrenträger in ganz Europa unterwegs. Im Hauptabnehmerland Frankreich machte die Comtoiseuhr der Schwarzwalduhr mächtige Konkurrenz. Auch darauf reagierten die Schwarzwälder geschickt. Die Holzteile in den Werken wurden mit Metallfarben bemalt, die Schilder wurden als "Stuckschild" mit Motiven der Comtoiseuhren verziert. In der Blütezeit um 1850 wurden mehr als 200.000 Uhren nach Frankreich exportiert. Die Schwarzwalduhr war sehr billig, weil viele Teile aus Holz hergestellt waren und der Rohstoff Holz wenige Kosten verursachte. Die Comtoiseuhren waren, wie vorne erwähnt, aus Metall hergestellt und in der Folge auch genauer als die einfache Schwarzwalduhr. Der Erfindergeist, der Fleiß und die Geschicklichkeit konnten lange mit den französischen Uhren in Konkurrenz stehen. Der Markt und die Stückzahlen wurden
weiter vorangetrieben und es entstanden Firmen mit Schnitzern, mit
Drechslern, Metallarbeitern und Uhrmachern, die in hohen
Stückzahlen Uhren herstellten und exportierten. In allen
Zentren entstanden große Produktionsstätten so in
Neustadt "Winterhalder & Hofmeier" oder
"Fürderer und Jaeggler & Cie"., oder die
Aktiengesellschaft für Uhrenfabrikation in Lenzkirch
"A.G.U.L." und viele andere im gesamten Schwarzwald.
( oberes Bilder: Uhr mit gestucktem Holzschild – unteres Bild Comtoise-Uhr Frankreich - Messingschild) Bild 1: auf Lindenholz geschnitzte Uhr um 1820) Bild 2: "Stuckuhr" Holzschild mit Gips/Kreideauflage) Bild 3: kleine
Schwarzwalduhr mit Abziehbild/Lithographie) Bild 5 Uhr mit beweglichen Augen Bild auf Zinkblech "Augenwender" Bild 6 Uhr nach dem Geschmack für den englischen Mark Bild 7 Firmenschild Uhrenfabrik Winterhalder & Hofmeier Bild 8 Aufwendig bemalte Lackschilduhr
|
|
|